Ist eine andere Art von Tourismus möglich? Ja! Die Genossenschaft Tosepankahli in Cuetzalan zeigt uns Wege, wie sich Menschen aus verschiedenen Kulturen näher kommen können. Von Kleber Cruz. Teil 1
Der Flug von Düsseldorf nach Mexiko City dauerte etwa 12 Stunden. Obwohl ich Schlaftabletten nehme, um diese sinnlose Zeit zu überwinden, komme ich total müde und lustlos an. Dieser seelische und körperliche Zustand wird durch die Migrationsbehörde richtig „versüßt“. Dem Andrang von unzähligen Reisende, die den Behörden ihre Pässe vorlegen müssen und endlich weg vom Flughafen möchten, stehen 2 oder 3 Schalter gegenüber, wo die Behörde der „Migra“, wie sie in Mexiko genannt wird, ihre Kontrolltätigkeit langsam verrichtet, das Wort langsam muss hier auch deutlich betont werden.
Es kann durchaus passieren, dass man dort zwei bis drei Stunden Schlange stehen muss. Das ist eine Tortur, besonders dann wenn man noch einen Anschlussflug vor sich hat. Man wird nervös, denn die Gefahr, den Weiterflug zu verpassen, ist sehr hoch, extrem hoch würde ich behaupten. Ist das der Fall, pflegen die Fluggesellschaften keine Kosten oder Entschädigungen zu übernehmen. Pech gehabt! Da ich solche Situationen einige Male erlebt habe, ziehe ich vor, eine Nacht in Mexiko City zu bleiben und an nächsten Tag abends weiterfliegen.

Und das ist gar nicht verkehrt, denn eine Stadtbesichtigung am nächsten Tag ist sehr spannend und interessant. Es soll eine Art Einführung sein, um das Gastland besser zu verstehen: Kultur, Geschichte, Leute und Traditionen Mexikos werden ein wenig verständlich. Erst mal ist die Gastfreundlichkeit der Mexikaner unbeschreiblich, selbst die Taxifahrer versuchen in wenigen Minuten die Lage Mexikos in einer angenehmen Sprachgeschwindigkeit zu erklären, Empfehlungen und Ratschläge sind für den Besucher im Service inklusive. In der Altstadt triff man Menschen, die dort die Rituale aus der Aztekenzeit durchführen. Tänzer gekleidet in typische Aztekentrachten und bemalt mit typischen Motiven erklärten den Passanten die Bedeutung der Tänze und der Figuren, die sie darstellten. Einfach beeindruckend! Die Altstadt gibt dem Besucher auch das Gefühl für wenige Minuten in Barcelona zu sein. Selbst nach 200 Jahren Unabhängigkeit ist der spanische Einfluss immer noch in den Bauten und dem Stadtbild allgegenwärtig. Kunst und Leben von Diego Rivera und Frida Kahlo sind auch als Teil von Mexiko zu verstehen. Abgesehen von seiner politischen und künstlerischen Karriere ist Diego Rivera der Inbegriff des mexikanischen Macho. Seine Wandmalereien im Regierungspalast sind beeindruckend. Frida Kahlo ist die berühmteste Künstlerin Mexikos, wenn nicht ganz Lateinamerikas. Ihre Malerei stellt ihr eigenes Leiden und ihren ausgeprägten Nationalstolz dar. Das Leben von Frida Kahlo mit Diego Rivera war nicht einfach, von Ihr stammt der Satz über Diego: „Quizá esperen oír de mí lamentos de „lo mucho que se sufre“ viviendo con un hombre como Diego. Pero yo no creo que las márgenes de un río sufran por dejarlo correr“ (Vielleicht erwartet Ihr meine Klagen hören, wie sehr man leidet, wenn man mit einem Mann wie Diego lebt. Aber ich glaube nicht, dass die Ufer eines Flusses leiden, wenn sie ihn fließen lassen).

Die MexikanerInnen sind stolz auf ihre Geschichte, sie sind stolz MexikanerInnen zu sein und das spürt man bei jedem Gespräch, bei jedem Anlass, bei jeder Begegnung und das ist auch gut so, denn die aktuelle Lage zwingt die mexikanische Zivilgesellschaft zu handeln, um aus diesem Land einen lebenswerten Ort zu schaffen. Die Mexikaner/Innen haben es satt, dass ihr Land so kaputt gemacht wird. Das werde ich während meiner zweiwöchigen Reise durch Mexiko immer wieder zu hören bekommen.
