Ist eine andere Art von Tourismus möglich? Ja! Die Genossenschaft Tosepankahli in Cuetzalan zeigt uns Wege, wie sich Menschen aus verschiedenen Kulturen näher kommen können. Von Kleber Cruz. Teil 2
Von Mexiko City nach Puebla bzw. nach Cuetzalan fährt man ungefähr 3 bis 4 Stunden. Bis zu unserem Ankunftsort sind die Straßen sehr gut ausgebaut und die Landschaft ist atemberaubend. Aber was ich spannend fand, war die Pause an einen Rastplatz, wo nur zwei heruntergekommene Hütten standen, deren Wände aus Holzbretter bestand und wo der Wind mit so einer Kraft wehte, dass die Gäste und Inhaber obere Mächte pflegten damit nichts schlimmeres von oben kam. Zwei Frauen haben Tortillas gemacht, eine dritte Frau hat verschiedene Füllungen (Rind, Schweine oder Geflügelfleisch) zubereitet, ein Mann kochte Kaffee und noch zwei Jungen haben die Gäste bedient. Das Mobiliar bestand aus zwei großen nicht besonders sauberen Gemeinschaftstischen, auf denen verschiedene Chilisorten gewartet haben, gegessen zu werden. Ein paar Stühle vervollständigen das Bild. Dort konnte man Tacos essen. Die Hütten waren gut besucht, die Leute standen Schlange vor dem offenen Feuer und warteten auf einen Platz, andere konnten es nicht aushalten um aßen im Stehen, die 6 Taqueros (die Mitarbeiter) waren richtig gestresst. Der Andrang hatte auch einen guten Grund: Die zwei Frauen waren Tacos-Künstlerinnen, denn diese Tacos waren unvergesslich lecker!! Ich bin kein Liebhaber von Tacos, aber diese waren richtig gut. Andres als bei den Männern: In ihrer „natürlichen Beschränkheit“ versuchte sie irgendetwas ähnliches zu kreieren, das wie Kaffee aussehen sollte. Leider war das Endergebnis eine schwarze und heiße Flüssigkeit, noch heute kann ich nicht den Name des Getränks erraten, geschweige dieses Produkt ein Namen zu geben, aber eines bin ich sicher: Kaffee war das nicht! Vielleicht Tee?… das wäre gegenüber Tee gemeint!

In Cuetzalan angekommen wurden wir von einer wunderbaren und herrlichen Natur begrüßt, am Eingang des Dorfes befand sich ein Schild mit folgendem Satz: „Wer sagt, dass es schwierig ist, ins Paradies zu kommen?“ und das stimmt, schwierig war das nicht, es war eine schöne Strecke, die Farbe Grün begleitete uns fast die ganze Zeit, Berge mit Bäume bedeckt, Wasserfälle und wunderschöne Pflanzen.
In Sitz von der Union Tosepan Titataniske begrüßte mich Leonardo Duran, mein Gastgeber für die nächsten Tage. Die ersten Stunden konnte ich die Organisation kennenlernen, ich durfte ein Blick in die Arbeitsweise der Union werfen, mit einigen Mitglieder unterhielt ich mich über die Erfolge ihrer Organisation, ihre Erwartungen aber auch über ihre Probleme und Ängste, vor allem über die Bedrohungen, denen sie momentan ausgesetzt sind. Indem sie sich mit mir überhaupt unterhielten, erzählten sie mir auch die unsichtbaren Erfolge des fairen Handels. Also der erste Tag war einer spannenden Einführung in die Welt des Handels mit menschlichem Charakter gewidmet.

Die Union Tosepan Titataniske ist ein Zusammenschluss von 8 Genossenschaften, eine dieser Kooperativen ist Tosepankahli, die Tourismusgenossenschaft. Dort finden die Kinder der Produzenten eine sinnvolle Beschäftigung. Man will durch diese Einrichtung zum Teil verhindert, dass die Kinder aus einer Perspektivlosigkeit heraus in die Städte oder sogar in die USA auswandern. In der Tat ist das ein politisches Projekt, dahinter steckt ohne Zweifel die Notwendigkeit, Einkommensquelle für die zukünftige Generationen zu schaffen, die Jugend an die Region zu binden. Das Projekt strebt aber auch eine wirtschaftliche Basis an, es soll sich finanziell tragen können, sonst hat es kein Sinn. Dieser Tatsache sind sich die Mitglieder auch bewusst. Man will erreichen, dass Touristen dorthin kommen und einige Tagen verweilen, weil das Angebot und die Leistung gut sind, weil Preis- und Leistungsverhältnis stimmen.
Ausgehend von diesen Überlegungen besteht das Angebot von Tosepankahli aus zwei Säulen: Die erste Säule ist die Region selbst mit ihrer wunderschönen Landschaft, die durch Flüsse, Wälder, Wasserfalle durchzogen ist und von einigen seltenen Tiere bewohnt wird. Auch die malerischen Dörfer mit interessanter Architektur, bunten Festen durch das ganze Jahr und ihrem kulturellen Reichtum tragen dazu bei, dort unvergessliche Tage zu verbringen. Das Programm sieht folgendes vor: Am Anfang steht ein Wandertag mit Führung, die Strecke führt über Wasserfälle, Flüsse, Gräben und Wälder. Die Route kann man zu Fuß oder auf dem Pferd oder mit dem Fahrrad machen, sie dauert den ganzen Tag. Den Schwierigkeitsgrad kann der Besucher selbst bestimmen. Es gibt etwas für alle Geschwindigkeiten. Abends, wenn der Körper kaputt ist, wartet auf den Besucher eine Massage in einem sehr angenehmen Ambiente, das tut gut!! Das Angebot heißt „Cuetzalan Cultura y Naturaleza“ Cuetzalan Kultur und Natur.
